Oft werden Zahnprobleme junger Hunde – insbesondere in der Zeit des Milchgebisses – nicht ausreichend beachtet und in von den Besitzern in der tierärztlichen Praxis erst gar nicht vorgestellt.
Dabei können spätere schwerwiegende Zahnprobleme häufig durch einen frühzeitigen Eingriff mit sehr geringem Aufwand verhindert werden., wenn das Milchgebiß sorgfältig überwacht wird.
Das bleibende Gebiß unserer Fleischfresser umfaßt 42 Zähne, das Milchgebiß hingegen nur 28 Zähne.
Die Milchzähne unterscheiden sich durch ihre bläuliche Verfärbung und durch ihre Kleinheit von den bleibenden Zähnen, auch sind die Canini
(Reißzähne) stärker gebogen.
Mit 3 – 4 Monaten setzt der Zahnwechsel ein, die Zähne sind für Ihre ursprüngliche Aufgabe des Zerreißens von Futterbissen zu schwach geworden..
In der Regel ist der gesamte Zahnwechsel mit 7 Monaten abgeschlossen, auch die Eckzähne sollten in voller Länge hochgewachsen sein.
Auch Milchzähne besitzen lange, voll ausgebildete Wurzeln. Diese bilden das Bett für den neuen Zahn. Dieser entsteht aus eine Keimanlage, die sich ständig vergrößert und auf die Milchzahnwurzel drückt. Durch diesen Druck wird die Wurzel aufgelöst, der Zahn lockert sich und fällt heraus.
Dieser Prozeß ist nötig, damit sich der darunterliegende bleibende Zahn normal entwickeln kann.
Bricht nun durch ein Trauma der Milchzahn ab, so können z.B. Keime in das Zahnfach eindringen und den neuen Zahnkeim schädigen: mißgebildete, verkümmerte Zähne können die Folge sein.
Abgebrochene Milchcanini müssen stets sofort entfernt werden!
Oft beobachtet man gerade bei kleinrassigen Hunden eine doppelte Zahnreihe oder vereinzelt doppelte Zähne.
Es ergibt sich daraus nicht nur ein Hygieneproblem mit späterer Zahnsteinbildung, Zahnfleischentzündung ( Gingivitis ) und Paradontose, und Zahnverlust durch Wurzellockerung.
Viel häufiger sind Stellungsanomalien mit schwerwiegenden Komplikationen zu beobachten.
Z. B. beobachten wir sehr häufig eine zu steile Stellung der Eckzähne: dabei können sich die unteren Eckzähne schmerzhaft in den harten Gaumen des Oberkiefers einbohren oder schief gewachsene Oberkiefereckzähne bohren sich in die hochempfindlichen Lefzen des Unterkiefers.
Wird der Raum zur Nasenhöhle aufgestoßen, finden Futterreste ihren Weg in die Kopfhöhlen und können zu schweren Krankheitsbildern führen.
Inzwischen gelingt es uns auch bei schon älteren Hunden mittels Zahnspangen diese Malformationen aufzuheben, doch wieviel Belastung hätte man dem jungen Hund ersparen können, wenn rechtzeitig die Milchzähne gezogen worden wären.
Oft rücken die falsch positionierten Zähne innerhalb weniger Tage in das frei gewordene Zahnfach.. Mit ein wenig Druckmassage, die der Hund als sehr abgenehm empfindet, können Frauchen und Herrchen diesen Prozeß beschleunigen.
Milchzähne sind keineswegs einfach zu extrahieren. Der Zahn muß mittels schneidender Wurzelheber sorgfältig gelockert werden und kann dann in leicht drehender Bewegung gezogen werden.
Unsere Lieblinge lassen diesen Eingriff nicht ohne Vollnarkose geschehen.
Wir wissen, daß Welpen ein bedeutend höheres Narkoserisiko haben wie ausgewachsene Hunde.
Um bleibende Schäden zu vermeiden hat das Narkosemanagement Priorität, dazu gehört nicht nur eine auf den jungen Organismus zugeschnittene Narkose, sondern auch eine sorgfältige Infusionstherapie mit entsprechender Herz-, Puls- und Blutdrucküberwachung..
(Bilder aus: Veterinärspiegel 4 / 94)
Siehe auch Fall des Monats : Februar 2003