Morbus Addison/ Hypoadrenokortizismus

Hierunter versteht man eine Krankheit, bei der zu wenig Cortison im Körper vorhanden ist – ganz im Gegensatz zum Cushing Syndrom, bei dem zuviel Cortison im Körper ist.
Der Ursprung dieser Krankheit ist in den Nebennieren zu suchen. Die Nebennieren liegen beidseits auf Höhe der Nieren neben der Aorta.
Die Nebennieren bestehen aus dem Mark im Zentrum und einer Rinde. Diese Rinde produziert die lebenswichtigen Kortisone: die Mineralocorticoide und die Glucocorticoide.
Das sind lebenswichtige Hormone, die den Flüssigkeits-, Mineral- und Energiestoffwechsel steuern. Sie spielen auch eine entscheidende Rolle in der Stressbewältigung und der Immunabwehr.
Die Addison Krankheit entsteht, wenn diese Kortisone nicht mehr produziert / sezerniert werden.
Das geschieht, wenn die Rinde geschädigt ist und somit diese Hormone nicht mehr liefern kann, wir sprechen dann von der Nebenniereninsuffizienz.
Wir unterscheiden drei Formen der Nebennierenrindeninsuffizienz = NNRI

Primäre Nebenniereninsuffizienz:

In diesem Fall ist die Ursache in der Nebennierenrinde selbst zu suchen, die hormonproduzierenden Rindenzellen sind geschädigt und können den Körper nicht mehr ausreichend mit den entsprechenden Hormonen versorgen. Die Zerstörung der Rinde kann zum einen immunvermittelt sein, d.h., der Körper zerstört seine eigenen Zellen oder zum anderen durch eine Infektion oder Tumore in der Nebenniere hervorgerufen werden.
Leider wird die Krankheit recht spät erkannt, da klinische Symptome erst auftreten, wenn ungefähr 90 % der Rinde zerstört sind. Bis dahin ist der Körper in der Lage, die Defekte zu kompensieren.

Sekundäre Nebenniereninsuffizienz:

Hier sind die übergeordneten Schaltstellen (Hypophyse/ Hypothalamus) erkrankt, so dass sie den wichtigen Botenstoff ACTH nicht mehr aussenden. Dieser Botenstoff muß in ausreichendem Maße ausgeschüttet werden, da er die die Nebennieren auffordert, die Cortisone zu produzieren.

Iatrogener Hypoadrenokortizismus:

Darunter versteht man, dass die Krankheit durch Medikamente ausgelöst worden ist.
Das kann passieren bei Patienten, die aufgrund eines Cushing Syndroms
(CS) behandelt werden und noch nicht richtig eingestellt sind oder bei Patienten, die sehr lange Kortison erhalten haben und dieses plötzlich abgesetzt worden ist.
Kortison muß immer ausgeschlichen werden.
(siehe auch: Fall des Monats 2007/04)

Symptome der Addison-Krankheit:

Die Krankheitsymptome entwickeln sich je nach Grad der Erkrankung sehr unterschiedlich und sind zu Beginn sehr unspezifisch.
Sie reichen von Appetitlosigkeit, unspezifischem Unwohlsein, hin und wieder Leistungsschwäche, Zittern, vor allem Muskelzittern, Bauchschmerzen, blutigem Kot, Apathie, vermehrtem Trinken und viel Urinabsatz und im hochakutem Stadium bis hin zum totalen, lebensbedrohlichen Zusammenbruch
(Addison-Krise).

Hier muss sofort eine Intensivtherapie eingeleitet werden. Das geschieht über eine Dauertropfinfusion, mit der alle fehlenden Substanzen ersetzt werden müssen, Cortison wird auf Verdacht substituiert.
Ansonsten endet die Krise tödlich.
Es bleibt keine Zeit, die Laborbefundung abzuwarten. Bestätigt sich der Verdacht, so erholen sich die Patienten erstaunlich schnell nach der Cortisongabe, die vorzugsweise sofort ins Blut direkt (i.v. = intravenös) erfolgt.

Akute Addisonkrise:

Führen wir uns die Funktion der Nebennierenrindenhormone vor Augen, so können wir schnell verstehen, dass ein Mangel lebensbedrohlich werden kann.

Die Mineralocorticoide, insbesondere das Aldosteron sind für die Regulation des Körperwasserhaushaltes unabdingbar, fehlen sie, so kommt es zur vermehrten Wasserausscheidung, insbesondere geht auch Natrium verloren, welches in den Nieren die Wasserrückresorption regelt. Das Blutvolumen verringert sich und so können Nieren, Leber und v.a. das Herz geschädigt werden. Das Aldosteron ist für die Ausscheidung des Kaliums über die Nieren verantwortlich. Kalium ist ein essentielles Elektolyt und für die Muskelkontraktion unersetzlich.
Es kommt schnell zur generellen Muskelschwäche, wobei der Herzmuskel extrem anfällig ist. Ein Kaliumüberschuß führt sehr schnell zu lebensbedrohlichen Rhythmusstörungen.
Glucocorticoide, insbesondere das Hormon Cortisol, beeinflussen deutlich den Kohlenhydrat-, Eiweiß-, und Fettstoffwechsel. Es lenkt den
Energiehaushaltes des Körpers, indem es dem Organismus sehr schnell Energie in Form von Glukose bereit stellt, deren Bedarf im Stress deutlich erhöht ist. Weiterhin sind die Cortisole lebenswichtig, da sie entzündungshemmend und antiallergisch wirken.

Im akuten Stadium sind die Patienten apathisch, können kollabiert sein, können sich nicht auf den Beinen halten, sind dehydriert, haben ganz geringen Blutdruck und einen zu langsamen, sehr schwachen
Herzschlag (Bradykardie), kalte Gliedmaßen, Untertemperatur, weiße, trockene Schleimhäute mit erhöhter Kapillarfüllungszeit, atmen angestrengt und die Zunge ist oft leicht zyanotisch .
Die Tiere leiden an einer Hyperkaliämie, die tödliche Herzrhythmusstörungen hervorrufen kann
.
Die typischen Veränderungen einer Hyperkaliämie sind sehr gut im EKG zu erkennen.
Im Röntgenbild sieht man oft ein ganz kleines steilgestelltes Herz, die Lungen sind schlecht belüftet.
Die Addison- Krise ist immer ein hochakuter Notfall!
Die Therapie richtet sich unter EKG –kontrolle nach der Schocksymptomatik;
die akute Addison Krise muß durch eine sofortige Dauertropfinfusion (s.oben)
und entsprechender Kortisongabe direkt ins Blut stabilisiert werden.
Lebenswichtig ist es, die herzbedrohende Hyperkaliämie einzuregulieren. Nach 1-2 Tagen ist der Patient in der Regel wieder völlig stabil und kann nun auf orale Medikamente eingestellt werden.
Anfänglich ist eine Kontrolle der Elektrolyte (Natrium : Kalium Verhältnis), des Harnstoff-, Kreatininwertes in ein- bis zwei -Wochenabstand erforderlich, sind die Werte wieder im Normbereich, reichen danach Kontrollen zweimal pro Jahr aus.
Diese Werte werden bei uns in der Praxis sofort bestimmt
.

Auch wenn die Addison- Krankheit eine gefährliche Erkrankung ist und Ihr Hund dann lebenslang Medikamente erhalten muß (Ersatz von Mineralo- und Glucocorticoiden), so kann bei einer guten Einstellung und sorgfältigen Überwachung, Ihr Gefährte noch lange ein normales Leben führen.
Sehr wichtig ist, dass Sie sich von uns genau aufklären lassen.
Der kleine Patient bedarf stets sorgfältiger Beobachtung, da Stressituationen und Erkrankungen, die vor allem einen Elektrolytverlust beinhalten wie Erbrechen und / oder Durchfall, wieder schnell die gefürchtete Krise auslösen können. In solchen Situationen muß die Medikamentendosis geändert werden. Lebenswichtig ist auf jeden Fall die regelmäßige – tägliche – Substitution der fehlenden Hormone.

(Autorin: Dr. M. Rogalla)

Siehe auch:
Fall des Monats 2011/11
Fall des Monats 2007/06
Fall des Monats 2007/04
Info zu Krankheiten: Cushing Syndrom