Heute will ich Ihnen anhand der Lebensgeschichte von Sarah erzählen, dass es sich immer lohnt optimistisch zu bleiben und durchzuhalten, vor allem ist es wichtig, dass unsere Frauchen und Herrchen nicht verzweifeln und uns aufgeben.
Schließlich ist unser Leben immer von Ihnen abhängig und wir vertrauen Ihnen doch immer so sehr.
Also, mit Sarah, einer wunderschönen Mischlingshündin – fast so hübsch wie meine Mama-, habe ich mich schon vor Jahren befreundet. Sie kennt doch tatsächlich meine Frauchen viel länger als ich schon auf der Welt bin, denn das erste Mal kam sie in unsere Praxis, als meine Frauchen Ihre Praxis neu eröffneten. Das war 1993 in Heldenbergen auf der Friedberger Straße, doch inzwischen sind wir ja schon lange in größere und modernere Räume umgezogen.
Frau Langer, das ist das Frauchen von Sarah, war damals sehr verzweifelt, denn ihr Liebling hatte immer wieder schmerzhafte Blasenprobleme mit blutigem Urin. Mit diesem Problem stellte sie damals Sarah das erste Mal bei uns vor. Mein Frauchen hatte sie sofort beim ersten Besuch geröngt und das Bild zeigte einen hühnereigroßen Blasenstein. Da wurde nicht lange gewartet und ruckzuck ein Operationstermin ausgemacht. Dr. Rogalla entfernte den Blasenstein und Sarah erhielt für lange Zeit ein Spezialfutter. Sie erholte sich damals sehr schnell von der Operation und war danach wie ausgewechselt. Sarah zeigte nie wieder Blasenprobleme und vor allem litt sie nie wieder an den großen Schmerzen.
Frau Langer war sehr glücklich, dass es Sarah wieder so gut ging.
Sarah blieb unser Patient. Sie wurde älter und ihr Frauchen versäumte die regelmäßigen Gesundheitskontrollen von Sarah nie, ab dem achten Lebensjahr wurde einmal im Jahr eine Blutuntersuchung und auch Herzultraschall durchgeführt. Bei diesen Terminen wurde Sarah natürlich auch immer gründlich von Kopf bis Pfote untersucht. So konnten immer sehr rechtzeitig die körperlichen Schwachstellen aufgedeckt werden. Sarah hat immer noch schöne Zähne, da immer rechtzeitig der Zahnstein entfernt wurde, und als ihr Herz altersbedingt schwächer wurde, erhielt sie sofort das entsprechende Herzmedikament, so dass das Herz heute noch in einem guten Zustand ist. Sie müssen nämlich wissen, dass wir nicht unbedingt früher sterben müssen, wenn unsere Pumpe nicht mehr richtig arbeiten will. Wie bei Euch Menschen gibt es auch für uns super Herzmedikamente, die uns fit halten. Für Sarah war das super wichtig, wie sich später herausstellte. Sie erhielt rechtzeitig Unterstützung für ihr Herz, so dass es nicht ausleierte. Bei einer der Kontrolluntersuchungen wurden dann an den Brustwarzen stecknadelkopfgroße Knötchen entdeckt. Natürlich fragte Frau Langer, ob solch winzige Knoten denn bedenklich seien.
Mein Frauchen gab eine ehrliche Antwort: das lässt sich einfach ohne histologische Untersuchung nicht feststellen- und eine solche Untersuchung ist nur möglich, wenn die Knoten herausoperiert werden. Es wie bei Euch Menschen: jeder Knoten kann Krebs bedeuten und je schneller er entfernt wird, umso besser ist die Prognose. Bei Sarah musste erst die Lunge geröngt werden, da Brustkrebs häufig in die Lunge metastasiert.
Welch eine Erleichterung, die Lunge war frei von Metastasen und Sarah wurde zur Operation vorbereitet, die Knoten wurden entfernt und in einem histo-pathologischen Speziallabor untersucht. Es war gut, dass die Knoten sofort entfernt worden sind, denn trotz ihrer Winzigkeit waren sie hochgradig bösartig – es waren Adenokarzinome (bösartiger Brustkrebstumor).
Sarah wurde nun mit Medikamenten aus der ganzheitlichen Medizin bezüglich ihrer Widerstandskraft unterstützt, denn Krebspatienten sind grundsätzlich mehr gefährdet als gesunde Patienten.
Natürlich führten wir auch regelmäßige Ultraschalluntersuchungen durch und eines Tages – nach einem Jahr – kam der große Schreck. Dr. Rogalla entdeckte in Ultraschall wieder verdächtige winzige Knoten. Es wurde nicht gezögert und Sarah wurde ein zweites Mal operiert. Auch diese Operation verlief komplikationslos und Sarah war schnell wieder auf den Beinen. Diesmal waren die Knoten gutartig, es hatte sich doch kein Rezidiv gebildet. Wir waren alle sehr glücklich.
Sarah lebte wieder zuhause ihr glückliches Hundeleben und Jahre verstrichen, sie wurde älter, etwas gemütlicher, Frau Langer froh, dass Sarah nun keine größeren Probleme mehr hatte – alle Kontrolluntersuchungen blieben negativ, so dass wir die Abstände der zeitlichen Krebskontrolle vergrößert haben.
Doch eines Tages – vor gut einem halben Jahr – kam Sarah wieder in die Praxis.
Die Augen tränten sehr und die Nase lief ein wenig, manchmal musste sie auch niesen. Als erstes dachten wir natürlich, dass Sarah sich erkältet hatte. Sie wurde entsprechend behandelt, doch das Niesen wurde schlimmer statt besser, und es lief immer mehr Schleim aus einem Nasenloch heraus.
Das gefiel nun meinem Frauchen, Dr. Rogalla, gar nicht mehr. In einem langen Gespräch wurde Frau Langer auf eine weitere Narkose vorbereitet. Natürlich hatte Frau Langer große Angst, denn Sarah war ja inzwischen eine alte Dame geworden und hat ja schon einiges durchgemacht! Doch dank der frühzeitigen medikamentellen Unterstützung ihres Herzens war sie sehr kreislaufstabil, so dass wir das Narkoserisiko ganz normal einstuften.
Der Kopf von Sarah musste nun geröngt werden. Wir hatten auch gleich einen Befund: in der Nasennebenhöhle befand sich viel Schleim und Eiter, der mit einem Rhinoskop ausgespült wurde. Die entnommene Tupferprobe der Nasenschleimhaut ergab keinen besonderen Befund.
Diesmal brauchte Sarah ein wenig länger, um sich zu erholen. Frau Langer kam in der ersten Woche zweimal täglich in die Praxis und Sarah wurde mit Infusionen wieder aufgebaut. Nach 3 Tagen war sie wieder fit und fröhlich, und das Niesen hatte aufgehört. Da war die Freude groß, denn wir alle glaubten, das Problem gelöst zu haben. Sarah konnte von den Medikamenten abgesetzt werden, und ich sah sie für mehrere Wochen gar nicht mehr. Einerseits freute ich mich für Sarah, denn das hieß ja, dass es ihr gut ging, aber andererseits vermisste ich sie auch ein wenig!
Als ich sie dann wieder in der Praxis sah, machte ich mir Sorgen, denn ein Nasenloch war leicht mit Schleim verklebt. Frau Langer wollte nur zu gerne an einen kleinen Schnupfen glauben, aber Dr. Rogalla insistierte auf eine weiterführende Untersuchung des Kopfes. Wir hatten alles, was in unserer Praxis möglich war, durchgeführt, nun konnte nur noch eine Computertomographie (CT) weiterhelfen. Für diesen diagnostischen Schritt mussten wir Sarah in eine große Klinik überweisen. Wir entschieden uns für die Klinik Hofheim, da dort auch Bestrahlungen von Tumoren möglich sind.
Denn Dr. Rogalla hatte nun den starken Verdacht eines Tumors, der in der Nasenhöhle wächst. Diese sind in der Regel nicht gut zu operieren und es empfiehlt sich eine anschließende Bestrahlungstherapie.
Frau Langer war sehr erschüttert und es musste erst einmal Familienrat gehalten werden- würde Sarah das alles überstehen – und was, wenn das Ergebnis niederschmetternd war und ihr nicht mehr geholfen werden konnte?
Familie Langer wollte Sarah noch nicht aufgeben – und ehrlich gesagt habe ich mich riesig gefreut, denn meine Freundin war ja noch so fit und lebenslustig. Also, ich habe ihr ganz fest die Pfoten gedrückt und immer positiv an sie gedacht. Es hat sich gelohnt.
Sarah hat die Bestrahlung des Tumors super überstanden- sie kann durch beide Nasenlöcher frei durchatmen, die Augen tränen nicht mehr und ihr Alltag mit Frauchen sieht so aus wie immer, Sarah hat die Klinikbesuche längst vergessen und genießt lustig ihr Leben. Es sind schon wieder viele Monate ins Land gegangen, der Sommer war wunderschön und Sarah ist Frauchen sehr dankbar, dass sie noch leben darf.
Nur noch einige weiße Häarchen unter dem Auge erinnern an die überstandenen Bestrahlungen.
Ich sehe Sarah jetzt alle vier Wochen zur Kontrolle und ich glaube, ich kann Sarah noch einige Zeit als Freundin haben. Denn, wie Sie wissen, ist sie ja älter als ich und sie kann mir mit ihrer Lebenserfahrung so viele gute Tips geben.
Ich auf jeden Fall freu mich riesig, dass Familie Langer das alles mit Sarah durchgestanden hat und von Sarah weiß ich, dass sie darüber sehr glücklich ist und ihre Menschen über alles liebt.
Sie nun schon 12 Jahre alt, trotz Krebserkrankung.
Siehe auch: Wissenswertes: Diagnose Krebs: was tun?