Frau Menzel, das Frauchen von Gismo, dem fünf Monate altem Chihuahua – Welpen, stand frühmorgens mit ihm völlig aufgelöst in der Praxis, Gismo war auf einmal umgefallen und regte sich kaum noch, auf der Fahrt in die Praxis ging es ihm immer schlechter, er lag auf der Seite, atmete flach und selbst das Köpfchen zu heben, schaffte er nicht mehr.
Frau Menzel bangte ängstlich um Gismo. Es fing damit an, dass er zu Hause nicht mehr koordiniert laufen konnte und umfiel, auf dem Weg in die Praxis erlitt er Zitteranfälle und Krämpfe, er schien blind zu sein, reagierte auf gar nichts mehr und lag jetzt dort wie im Koma.
Dr. Rogalla startete die Notbehandlung und behandelte ihn sofort auf den Verdacht einer idiopathischen Hypoglykämie der Welpen, von der insbesondere kleine Rassen betroffen sind.
In die Minibeinchen wurde eine Babykanüle in die Vene geschoben, einige Tröpfchen Blut für das Sofortlabor entnommen und während die Blutwerte noch analysiert wurden, tropfte schon die Glukose-Infusionslösung zur Kreislaufstabilisierung in das kleine Kerlchen. Auch Sauerstoff wurde ihm über eine Maske zugeführt.
Der Verdacht, den wir hatten, bestätigte sich durch die Blutuntersuchung:
Gismo hatte Unterzucker. Dr. Rogalla berechnete die erforderliche Menge Glukose für Gismo und fügte diese Menge der Infusion zu. Damit wurde aus der schwach konzentrierten Lösung eine hochkonzentrierte Zuckerlösung.
Es war wie ein Wunder, innerhalb von Sekunden öffnete Gismo seine Augen, hob den Kopf und wedelte freudig mit dem Schwänzchen.
Das sind die Momente, wo uns das Herz aufgeht und wir alle wissen, warum wir in diesem Beruf arbeiten.
Sinah kümmerte sich noch weiterhin um den kleinen Kerl, er bekam eine Wärmeflasche, wurde in ein warmes Deckchen gewickelt und nach einer ? Stunde legte wir ihn fröhlich wedelnd in die Arme seines Frauchens. Frau Menzel weinte vor Freude. Kurze Zeit später konnte Frau Menzel- ausgerüstet mit einer Glukoselösung zur oralen Verabreichung – mit Gismo nach Hause entlassen werden. Gismo schien von nichts zu wissen, er hüpfte schon wieder fröhlich an der Leine.
Für uns begann jetzt ein wenig verspätet der Operationstagesplan. Der eigentlich erste Patient auf dem Plan, der Neufundländer Odin, dessen Tatze so groß ist wie der ganze kleine Gismo, wurde nun in Narkose gelegt.
Sein Frauchen, die im Wartezimmer den Notfall miterlebt hatte, hatte großes Verständnis für die Verspätung und freute sich mit Frau Menzel, dass noch einmal alles gut gegangen ist.
Am Nachmittag wurde Gismo nochmals untersucht, er war ausgelassen und verspielt wie immer, musste aber noch brav seine Zuckerlösung trinken, um einen Rückfall zu vermeiden. Das war ihm egal, sie schmeckte ihm gut, doch seinem Frauchen saß der Schreck und die Angst noch in den Gliedern.
Doch auch die Untersuchung am nächsten Tag verlief gut und erst jetzt konnte sich Frau Menzel wieder richtig über den munteren Kerl freuen.