Hyperthyreose bei der Katze (Überfunktion der Schilddrüse)

Schilddrüsenüberfunktion finden wir häufig bei der älteren Katze.

Katze

Typische Symptome sind Gewichtsverlust, Unruhe und ein struppig verändertes Fell, das auch fettig wirkt.

Katze

Schilddrüsenhormone sind mitverantwortlich für den Stoffwechselmetabolismus und haben auch eine Auswirkung auf den allgemeinen Aktivitätslevel.
Zu 95 % sind die Veränderungen der Schilddrüse gutartig, bis heute aber noch nicht geklärt, was zu dieser Veränderung im Alter führt.
In seltenen Fällen ist der Grund für eine Überfunktion ein bösartiger Tumor (Thyroides Adenokarzinom).

Symptome

Vorwiegend betroffen sind Katzen älter als 8 Jahre. Die ersten Anzeichen sind sehr mild und werden leicht übersehen, später werden dann die klassischen Symptome auffällig wie

  • Gewichtsverlust
  • erhöhter Appetit (Polyphagie)
  • Viel Durst (Polydipsie)
  • Vermehrter Urinabsatz (Polyurie)
  • Gelegentlich Erbrechen und leichter Durchfall
  • Muskelschwäche
  • Die Katzen sind ruhelos, hyperaktiv, haben eine deutlich erhöhte Herzfrequenz und ein ungepflegt wirkendes Fell.
  • Im fortgeschrittenem Stadium können die Katzen aber auch an Appetitlosigkeit, Schwäche und Lethargie leiden.

Klinische Symptome

Gefährlich ist diese hormonelle Störung, weil sie auf Dauer das Herz schädigt.

Die Herzerkrankung muss dann therapiert werden, doch besteht durchaus die Hoffnung, dass unter Behandlung der Schilddrüse, das Herz sich wieder normalisiert und das Herzmittel wieder abgesetzt werden kann. Das ist durch eine Herzultraschalluntersuchung festzustellen.

Diagnose

Mithilfe von Blutserum können die Schilddrüsenwerte bestimmt werden. Signifikant erhöht ist T4, T3 kann mituntersucht werden. Häufig sind auch die Leberwerte mitverändert.
Bei der älteren Katze müssen natürlich auch die Nierenwerte mituntersucht werden (wegen der Gefahr einer Niereninsuffizienz (s. CNI).
Ganz selten ist die Produktion T4-wert nicht erhöht. Dann sind weiterführende Untersuchungen erforderlich, doch in der Regel reicht es aus, das Blut zu verschiedenen Zeitpunkten zu entnehmen, da der T4-Blutspiegel im Tagesverlauf schwanken kann.
Unser praxisinterner Test ermöglicht eine sofortige Analyse.

Therapie

Wir haben grundsätzlich vier Therapiemöglichkeiten.

  • Medikamentelle Therapie
  • Chirurgische Therapie
  • Radioaktive Therapie
  • Diät mit jodrestriktivem Alleinfutter

Medikamentelle Therapie

Die Produktion des Schilddrüsenhormons wird mit dem Medikament Thiamazol unterdrückt. Man beginnt mit einer Dosierung 1-2x täglich, die häufig auf eine einmalige tägliche Gabe reduziert werden kann.
Allerdings muss das Medikament ein Leben lang verabreicht werden.
Wie oben schon erwähnt, müssen andere Gesundheitsprobleme selbstverständlich mitbehandelt werden.
Thiamazol wird gut vertragen, gelegentliches Erbrechen oder Lethargie beheben sich wieder. Verändert sich jedoch das Blutbild
(Leukopenie = zu wenige weiße Blutkörperchen), muß eine Alternative gesucht werden.
Für Katzen, die Tabletten nicht akzeptieren, besteht die Möglichkeit, das Medikament mit einer Creme ins Ohr zu verabreichen.
Therapiebegleitende Blutuntersuchungen sind in regelmäßigen Abständen bei diesen Katzen durchzuführen!

Chirurgische Therapie

Die chirurgische Entfernung der betroffenen Schilddrüsenanteile ist eine dauerhafte Lösung.
Die Operation ist nicht einfach und unter keinen Umständen darf die Nebenschilddrüse beschädigt werden. Sie ist für den lebenswichtigen Calziumstoffwechsel im Blut zuständig.
Hypocalzämie ist lebensbedrohlich.
Auch stellt die Narkose bei diesen Patienten ein erhöhtes Risiko dar. Sie sollten vorher mit Antischilddrüsenmedikamenten behandelt werden, auch eventuelle Herzprobleme müssen therapiert werden.
Es kann passieren, dass bei der Entfernung des veränderten Schilddrüsenanteils, die belassene gesunde Hälfte nach einiger Zeit auch hyperaktiv wird und erneut ein Hyperthyreodismus auftritt!

Radioaktive Therapie

Das radioaktive Ion I 131 lagert sich selektiv im aktiven Schilddrüsengewebe ein und zerstört es. Oft reicht eine einmalige Injektion aus. Diese Methode ist sehr effektvoll, hat aber den Nachteil, dass mit radioaktiven Material hantiert wird, sehr strenge Schutzmassnahmen sind einzuhalten, da insbesondere eine erhöhte Gefahr für das ärztliche Personal besteht.
Eine solche Behandlung darf nur in dafür lizensierten Kliniken durchgeführt werden und verlangt eine stationäre Aufnahme der Katze in dieser Institution für 1 Woche.

Diätetische Maßnahmen

Eine neue Behandlungsoption ist die Alleinfütterung mit jodarmen Futter. Studien haben ergeben, dass nach schon 3 Wochen Fütterung mit dieser Diät die Schilddrüsenwerte im Serum sinken, da für die Produktion des Schilddrüsenhormons Jodmoleküle vorhanden sein müssen.
Nebenwirkungen wurden bisher nicht beobachtet, doch sind auch hier Kontrolluntersuchungen vonnöten im Abstand von 4,8,12 Wochen. Der Allgemeinzustand der Katze wird beurteilt und über eine Blutentnahme die Gesamt T4 Konzentration überprüft. Das Screening umfasst auch die Nierenfunktionparameter.
Die diätetische Therapie ist aber nur erfolgreich, wenn die Katzen ausschließlich dieses jodarme Futter fressen, gelingt dieses, so ist es eine sehr einfache Methode die Schilddrüse unter Kontrolle zu halten.

Therapeutische Nachsorge

Ganz gleich welche Therapie für Ihre Katze gewählt wurde, unverzichtbar ist die regelmäßige Überwachung des Gesundheitszustandes der erkrankten Katzen.
Sie umfasst neben der gründlichen Allgemeinuntersuchung mit Gewichtskontrolle und vorzugsweise Blutdruckmessung auch die Nierenfunktionskontrolle.
Bekannterweise ist bei einer Hyperthyreose auch die Filtrationsrate
der Niere erhöht. So kann es passieren, dass mit der Normalisierung der Schilddrüsenfunktion eine verdeckte Nierenerkrankung demaskiert wird, welche dann natürlich mitbehandelt werden muss.
Katzen mit Nierenproblemen müssen natürlich häufiger kontrolliert werden, sowie es generell auch bei anderen Erkrankungen der Fall ist.
Außer beim chirurgischem Eingriff, der das kranke Schilddrüsengewebe entfernt, kann langfristig trotz Therapie oder Diät das geschädigte Schilddrüsengewebe weiterwachsen, so dass es durchaus erforderlich werden kann, die Dosis des Thiamizols zu erhöhen.
Da die Thyreostatika bei einigen Katzen zu hämatologischen Komplikationen führen können – das ist aber eher selten der Fall – ist auch eine große, komplexe Blutuntersuchung angesagt.
Richtig therapiert und regelmäßig kontrolliert, wird sich die Lebensqualität unserer Stubentiger erheblich bessern und ihre Lebenszeit verlängert.

Siehe auch: Fall des Monats August 2006