Addison-Krise / Hypoadrenokortizismus – November 2011

Frau Reifenschneider war noch nicht lange mit Maxi bei uns, unsere Praxis war ihr empfohlen worden. Dr. Rogalla hatte für Maxi schon einen Termin für alle weiterführenden Untersuchungen und zur Schmerzbehandlung vereinbart, da er laut Frau Reifenschneider immer wieder Schmerzen wegen eines alten Bandscheibenvorfalls zeigte. Doch zu dem vereinbarten Termin kam es gar nicht.
In aller Früh am Montag morgen brachte sein Frauchen Maxi weinend zu uns in Praxis, weil sie glaubte, er müsse jetzt sterben. Max war ganz schlapp, lag auf der Seite und konnte gar nicht mehr laufen und die Beine waren eiskalt, Frau Reifenschneider war sich sicher, dass es wieder ein Bandscheibenvorfall war, doch diesmal viel schlimmer als beim ersten Mal. Da Maxi die Hinterbeinen nicht mehr bewegen konnte, glaubte sie, dass er nun endgültig gelähmt sei.
Sicherlich sprachen Anzeichen dafür, doch Dr. Rogalla hatte gleich einen anderen Verdacht: Maxi konnte zwar nicht mehr stehen und brach zusammen, die Hinterbeine waren eiskalt, aber die schneeweißen Schleimhäute und das schwache Herz sprachen deutlich gegen einen Bandscheibenvorfall, insbesondere war das Herz nicht rhythmisch und schlug sehr leise.
Dr. Rogalla leitete alle Intensivmaßnahmen ein, als erstes musste ohne Zeitverlust Maxi´s Kreislauf stabilisiert werden. Dazu wurde eine angewärmte Infusion gelegt, da Maxi Untertemperatur hatte. Dann wurde das EKG angelegt und das Blut in unserem Labor untersucht. Das EKG zeigte Ausschläge, die eine Hyperkaliämie nahelegten und Dr. Rogalla ordnete noch zusätzlich die Untersuchung auf Kalium an. Die Werte waren schnell erstellt, der Kaliumwert, wie vermutet, viel zu hoch und die Ergebnisse der Blutuntersuchung und des EKG gemeinsam ergab die Diagnose Morbus Addison.
Eine schwere Erkrankung, die nicht sofort erkannt, sehr schnell zu Tode führt.
Nun wurde Max gezielt über die Infusion stabilisiert, das Herz würde gestärkt, Elektrolyte ersetzt und vor allem das Wesentliche, das fehlende Kortison, zugeführt.
Frau Reifenschneider bangte, doch bald konnte Dr. Rogalla sie beruhigen, Max Temperatur stieg an, die Schleimhäute wurden allmählich rosig, das Herz schlug wieder kräftiger. Als Frau Reifenschneider nach knapp einer Stunde endlich zu Max in den Intensivbehandlunsraum durfte, konnte Max zwar noch nicht stehen, doch er hob den Kopf und wedelte schwach mit seinem Schwänzchen. Frau Reifenschneider weinte vor Freude. Nun galt es abzuwarten. Während Max seine stärkende Infusion erhielt, Dr. Rogalla substituierte weiterhin die Medikamente unter strenger EKG- kontrolle, konnte Frau Reifenschneider Max streicheln. Er wurde nicht nur in eine Decke eingewickelt, sondern auch mit einer Wärmedecke gewärmt. Bis zum Mittag war dann die Krise endlich überwunden, Max konnte den Kopf heben, sich aufsetzen und wenig später sogar wieder stehen.
Max blieb zur weiteren Überwachung noch bei uns auf der Station. Doch er erholte sich zusehends und am Abend konnte er schon wieder seinem Frauchen wedelnd entgegen laufen, vergessen, dass er so eben dem Tod davongelaufen war.
Das sind die genau die Momente in unserem Beruf, die uns immer wieder Kraft geben und uns glücklich machen: in diesem Fall war es tatsächlich unser Know-how, das Max das Leben gerettet hat.
Max ist immer noch in Behandlung, aber inzwischen mit seinen Medikamenten, die er nun ein Leben lang erhalten muß, wieder wohlauf.
Bei der letzten Kontrolluntersuchung sagte Frau Reifenschneider, das Max wieder so ist wie zuvor und wüsste man es nicht besser, so würde man glauben er sei gesund.
Wir wünschen Max noch eine lange, glückliche Zeit gemeinsam mit seinem Frauchen.

siehe auch:
Info zu Krankheiten: Morbus Addison
Fall des Monats 2007/06
Fall des Monats 2007/04