Das ist Suse mit ihrem Bruder Biff vor fünf Jahren. Sie war schon immer vorwitziger als ihr Bruder, wie es schon bei ihrem ersten Besuch in unserer Praxis zu ersehen ist. Diese Eigenschaft hat sie beibehalten; ist etwas los, so ist sie gleich mit ihrer Nase mittendrin im Geschehen. Inzwischen ist sie fünf Jahre alt und schon eine erwachsene Dame geworden, hat viel gelernt und ist wohlerzogen. Doch ihr quirliges Temperament, das sie schon als Welpe zu manchem Streich verleitete, treibt sie weiterhin an. Manchmal vergisst sie dabei alle Vorsicht und alle Regeln – so auch in diesen Tagen.
Endlich schien die Sonne. Vergnügt tobten Biff und Suse in der ersten Frühlingsluft durchs Feld. Ein kleiner Vogel tanzte vorbei – und schwupp war alles vergessen – Suse sauste dem Vogel hinterher – das ist reiner Jagdinstinkt und Frauchens Pfiff war schnell überhört.
Sie sauste über die Landstrasse und schon war es passiert, ein Auto konnte nicht mehr bremsen und Suse geriet unter die Räder. Das ging blitzschnell. Frauchen sah nur das Blut und voller Schrecken fuhr sie Suse sofort zu uns in die Praxis.
Suse wurde sofort behandelt – was die Terminplanung des Vormittags gehörig durcheinanderbrachte. Aber alle im Wartezimmer hatten Verständnis für den verletzten Hund – ein Notfall hat immer erste Priorität. Da der Unfall schon über Handy angekündigt war, war bereits alles vorbereitet. Als erstes führte Dr. Rogalla die Schockbehandlung durch – Suse erhielt eine Infusion zur Kreislaufstablisierung und direkt ein hochwirksames Schmerzmittel intravenös. Nun wurde Suse schon ruhiger und Dr. Rogalla untersuchte sie auf Verletzungen. Äußerlich hatte sie an am Körper überall blutende Schürfwunden. Besonders schlimm verletzt war die Vorderpfote, hier war die gesamte Haut über dem Gelenk abgerissen und die Sehnen und Nerven lagen frei. Zusätzlich fehlte das letzte Ende vom Schwanz. Um innere Verletzungen und Blutungen auszuschließen wurden Röntgenkontrollaufnahmen vom Brust- und Bauchraum angefertigt. Hier war zum Glück alles in Ordnung, auch konnten keine Knochenbrüche festgestellt werden. Suse hatte Glück im Unglück.
Sie erholte sich recht schnell vom Schock, sodass Dr. Rogalla entschied, sie gleich zu operieren.
Während Suse bei Frauchen im Arm im Behandlungsraum 3 an der Infusion weiter stabilisiert wurde, bereiteten unsere Sprechstundenhilfen alles für die Operation vor. Suse erhielt Ihre Sedation direkt über den Venenverweilkathether und wurde dann intubiert und an die Narkosemaschine angeschlossen. Ihre Monitorwerte von EKG und Blutdruck waren zum Glück alle in Ordnung.
Die Operation am Handgelenk war sehr schwierig, da durch den Unfall sehr viel Haut fehlte . Über einen sog. Flap (d.h. es wird Haut mithilfe einer bestimmten Schnitttechnik von einen anderen Teil des Beins über die Wunde gelegt) konnte Dr. Rogalla die Hautwunde decken.
Anschließend musste der ganze Vorderlauf steif verbunden werden, damit der Flap anwachsen kann.

Die Pfote muß noch abheilen
Die Operation an der Rute war bedeutend unkomplizierter. Zwar mussten noch einige Wirbel freigelegt werden und die Rute noch ein wenig gekürzt werden, da die Haut zum Bedecken der Schwanzwirbel fehlte, doch hier war die Operation Routine.
Sowohl von der Wunde am Handgelenk als auch an der Rute wurde eine Keimbestimmung und ein Antibiogramm durchgeführt, damit die anschließende antibiotische Versorgung auch optimal erfolgen konnte.
Suse erschien am Anfang täglich zum Verbandswechsel. Inzwischen ist der Hautlappen angewachsen und auch der Schwanz heilt ab. Aber es wird noch einige Zeit dauern, bis Suse aus unserer Fürsorge als geheilt entlassen werden kann. Doch sie wird schon wieder übermütig und Frauchen hat strikte Anweisung erhalten, den Halskragen zum Schutz vor Belecken der Wunden immer anzulegen!
Wir sind auf jeden Fall alle froh, dass Suse so viel Glück gehabt hat.