Herr Lindner strahlt: Senta hat es geschafft – eine Woche nach der Operation sind wir sicher, daß Senta -mit ihren 11 Jahren unsere Seniorin unter den Doggen – eine hochakute, lebensgefährliche Erkrankung überstanden hat: die Magendrehung (Fachbegriff: MAGEN-DILATATION- VOLVULUS- SYNDROM = MDV)
Bei der Magendrehung handelt es sich zwar um eine selten auftretende, aber häufig dramatisch verlaufende Erkrankung mit relativ hoher Todesfolge (45% ). Am häufigsten sind großwüchsige Hunde mit tiefem Brustkorb betroffen – genau wie Senta.
Die Vormittagssprechstunde ist fast beendet, als Herr Lindner in den Hof fährt, aufgeregt berichtet er, daß er gerade vom Einkaufen zurückgekehrt sei und seinen Hund dick gebläht und in Seitenlage in seiner Wohnung gefunden habe, er sei garnicht lange weg gewesen und den Hund habe er doch schon am frühen Morgen gefüttert. Als jahrzehntelanger Doggenbesitzer weiß er natürlich um die Gefahr der Magendrehung – eine Dogge hatte er schon mit dieser Erkrankung verloren! Senta kann sich kaum noch auf den Beinen halten. Die Kreislaufsituation ist dramatisch: der Puls ist schwach, die Schleimhäute blaß, das Herz rast ( Tachykardie ), sie hechelt stark.
Senta ist ein akuter Notfall. Alle wissen , daß es heute nicht in die Mittagspause geht.
Wir leiten sofort eine Schockbehandlung ein. Während eine Sprechstundenhilfe den Operationsraum für die Operation vorbereitet und alle Geräte anschließt wird als erstes der Kreislauf von Senta stabilisiert.
In Sekunden ist sie an die Infusion angeschlossen. Diese Flüssigkeitstherapie muß vor der Dekompression des Magens begonnen werden, um einen Kreislaufkollaps zu vermeiden, der sehr schnell entsteht, wenn der periphere Widerstand bei Druckentlastung abfällt. Senta wird sediert, da sie stark hyperventiliert und damit sie durch die Aufregung und starken Schmerzen, die der geblähte Magen verursacht, nicht noch weiter in die Krisensituation hineinrutscht.
Als sie ruhiger atmet und der Herzschlag sich normalisiert hat, wird vorsichtig über einen Trokar der Magen entlüftet, um den gefährlichen Druck auf die Organe zu verringern . Somit ist die hochakute Gefahr zunächst gemindert. Als nächstes wird Senta intubiert wir schieben eine Magenschlundsonde. Sie läßt sich nicht in den Magen einführen, was bedeutet, daß der Magen sich gedreht hat.
Senta muß sofort operiert werden. Die Sedation wird vertieft und Senta sofort an die Narkosemaschine angeschlossen. In der Operation wird der Magen in seine normale Position zurückgelagert und an der Brustwand befestigt, um eine erneute Drehung zu verhindern. Postoperativ wird der Kreislauf von Senta noch lange überwacht: bei der Magendrehung besteht auch nach erfolgreichem Eingriff noch die Gefahr von Herzarrhythmien, die zu plötzlichem Tode führen können. Erst als Sentas Herz – Kreislaufsystem sich über einen längeren Zeitraum als stabil erwiesen hat, wird sie mit strikten Diätanweisungen nach Hause entlassen.
Sie erholt sich zusehends. Senta hat noch einmal Glück gehabt und wir alle hoffen auf ihren 12. Geburtstag.
Wir bedanken uns an dieser Stelle bei unseren Tierarzthelferinnen, die durch ihre schnelle und geschulte Vorbereitung zum Erfolg beigetragen haben – denn in Notfällen zählt die Zeit!
Siehe auch: Wissenswertes: Magendrehung