Hypothyreose beim Hund (Unterfunktion der Schilddrüse)

Schilddrüsenunterfunktion ist die meist diagnostizierte endokrinologische Erkrankung beim Hund.
Betroffen sind insbesondere Hunde im Alter zwischen 4 und 10 Jahren , vorwiegend mittel- bis große Rassen.
Eine bestimmte Rassedisposition ist nicht festzustellen.
Wir unterscheiden drei Formen

  • Primärer Hypothyreodismus
    Sie entwickelt sich in der Regel aus einer lymphozytären Thyreoditis, als dessen Endresultat die Schilddrüse atrophiert und nicht mehr ausreichend Schilddrüsenhormone produziert.
  • Angeborener Hypothyreodismus
    ist sehr selten und zeigt sich schon in den ersten Lebenswochen, häufig überleben diese Tiere das erste Lebensjahr nicht
  • Zentraler Hypothyreodismus
    wird ausgelöst durch Tumore im Bereich der Adenohypophyse oder im Hypothalamus, ist aber ebenfalls recht selten.

KLINISCHE SYMPTOME

Am auffälligsten ist der Haarausfall, der im fortgeschrittenem Stadium beidseits ist , die Haut ist in diesem Bereich hyperpigmentiert (schwarz verfärbt), das Haarkleid ist trocken oder fettig (Seborrhoe =gesteigerte, krankhafte Absonderung der Talgdrüsen).

Als erstes bemerken wir den Haarausfall an der Rute, im Gebiet um die Schwanzdrüse, an der Ohrbasis und an der seitlichen Flanke.


(„Maxl“ ist in Behandlung und die Haare wachsen langsam nach!)

Weitere klinische Zeichen sind Müdigkeit, eine gewisse Art von geistiger Trägheit, Gewichtszunahme, verlangsamter Herzschlag ( Bradycardie), Neigung zu Verstopfung. Manchmal treten auch Myxödeme am Kopf im Augenbereich und im Schulterbereich auf.
Sehr häufig zeigt sich eine Schilddrüsenunterfunktion nicht so deutlich mit ihren klassischen und offensichtlichen Symptomen.

Zum Bild der Unterfunktion gehören auch Myopathien und Neuropathien.

Myopathie: die Hunde zeigen Muskelschwäche und Lahmheit, bewegen sich langsam und steif vorwärts, so dass eher eine Gelenkerkrankung vermutet wird.

Neuropathie: manche Hunde zeigen periphäre nervale Ausfälle wie Lahmheit, Schleifen der Pfoten, Tetraplegie, Nystagmus, schlechtes Hören

Zentrale Störungen: eines der gefährlichsten Stadien von Schilddrüsenunterfunktion ist das zerebrale Myxödem. Wir haben es schon häufiger beim Dobermann Pinscher beobachtet. Die Tiere sind komatös, hyperventilieren, haben sehr niedrigen Blutdruck und sind sehr bradycard.
Leitymptom ist Untertemperatur ohne Zittern.
In diesem Stadium können die Hunde versterben. Bei Verdacht auf Myxödem muß noch vor dem Ergebnis der T-4 Messung eine Notfalltherapie intravenös mit Gabe von L- Thyroxin, Glucokortikoiden, Antibiotika, Beatmung und Erwärmung des Patienten mit warmen Tüchern eingeleitet werden. Flüssigkeitstherapie und Duiretika sollten in diesem Stadium vermieden werden, bis ein normaler T4 Level wieder erreicht ist.

Herzerkrankung:
Die Leitfähigkeit und Funktion des Herzmuskels wird beeinträchtigt.

Sowohl im Echokardiogramm (Herzultraschall) als auch im EKG ist dies feststellbar.
Im Ultraschall ist der linke Ventrikel hypokontraktil und die systolischen Intervalle alterieren;
im EKG finden wir Sinusbradykardie und kleinere P – und R- Wellen.
Diese Störungen beheben sich bei Therapie mit Schilddrüsenhormonen i.d.R. innerhalb von 6 – 8 Wochen.

DIAGNOSE

Eine Schilddrüsenunterfunktion lässt sich über eine Blutuntersuchung feststellen. Im Labor werden die Schilddrüsenwerte T4, TSH , fT4 bestimmt.

THERAPIE

Bei Schilddrüsenunterfunktion wird das Schilddrüsenhormon durch die tägliche Gabe von L- Thyroxin auf das Gewicht des Hundes berechnet ergänzt.
Nach 4 – 6 Wochen sollte über eine Blutuntersuchung überprüft werden, ob der Hund richtig eingestellt worden ist. Die Schilddrüsenwerte müssen sich in der Norm befinden. Da der Hund eine recht hohe Dosisbreite verträgt, ist eine Nachregulation durchaus möglich. Danach haben regelmäßige Kontrollen
zu erfolgen.
Erfolgreich diagnostiziert ist die Hypothyreose, wenn die anfänglich festgestellten klinischen Veränderungen des Hundes mit der Tablettensubstitution verschwinden.

Siehe auch: Fall des Monats September 2006