Kaninchen, Meerschweinchen & Chinchilla: bei richtiger Ernährung bleiben unsere Heimtiere gesund

Dr. Rogalla aus der Kleintierpraxis Dr. Rogalla und Dr. Rummel in Nidderau – Heldenbergen

Am wichtigsten zu wissen ist, dass diese kleinen Heimtiere reine Pflanzenfresser sind, ihr Speiseplan besteht aus Heu, Gras, Kräutern und Blattpflanzen, der aufgewertet wird mit Wurzeln und Früchten. Sie brauchen keine Körner!

Denn Kaninchen, Chinchillas und Meerschweinchen stammen ursprünglich aus warmen und heißen Regionen, in denen das Futterangebot sehr karg und trocken ist.

Ihr gesamter Verdauungstrakt ist auf dieses nährstoffarme Angebot ausgerichtet:

1. Um ihren Nährstoffbedarf zu decken, knabbern und mümmeln sie ununterbrochen; sie nehmen 80 – 100 Mahlzeiten pro Tag zu sich. Das Fressen beschäftigt die Kleinen den ganzen Tag und deswegen muss auch immer Futter im Käfig sein!

Mindestens einmal täglich muss der Napf entleert, gesäubert und wieder frisch aufgefüllt werden.

Bemerken Sie, dass Ihr kleiner Schützling weniger oder gar nichts frisst, ist dies immer ein Notfall, der sofort in tierärztliche Behandlung gehört.

2. Unsere Nager verdauen ihr Futter gleich zweimal. In den großen Blinddärmen werden die harten Pflanzenfasern von Mikroben zersetzt und gleichzeitig wertvolle Vitamine gebildet. Dieser nun leicht verdauliche Futterbrei wird als weicher, klebriger Blinddarmkot ausgeschieden, der direkt von After wieder aufgefressen wird. Mit diesen Kotbällchen nehmen sie dann die lebenswichtigen Nährstoffe auf.

So wird leicht verständlich, dass Verdauungsstörungen sehr schnell lebensbedrohlich werden können, auch hier darf nicht gewartet werden und das Tier muss sofort in der Praxis behandelt werden.

Der größte Fehler, der gemacht wird, ist, dass die Kleinen überfüttert werden – ein zu reichlich gedeckter Tisch macht sie krank!


Süßes Obst, Getreide, Honig – oder Joghurtdrops gehören absolut nicht auf den Teller von Kaninchen, Meerschwein und Chinchilla, insbesondere Chinchillas reagieren sehr empfindlich auf Süßes.

Bananen und Brot werden nicht vertragen.


Solch zucker- und stärkehaltige Kost bringt die Verdauung völlig durcheinander, es kommt zu Durchfall und Blähungen, an denen die Kleinen sterben können.

Außerdem werden die Tiere leicht zu dick, das Übergewicht führt dann zu Schmerzen in den Gelenken.

HEU als Basisfutter

Das ideale Grundfutter für Meerschweinchen, Kaninchen und Chinchillas ist reichlich Heu, es soll 2/3 der gesamten Futtermenge ausmachen, damit der empfindliche Darm und die Darmflora gesund bleiben.

Außerdem müssen die Tiere ständig kauen, damit die Zähne abgenutzt werden, denn auch das ist eine Besonderheit: die Zähne dieser Tiere wachsen ständig nach. Werden sie übers Zermalmen von Futter nicht gleichmäßig abgeschliffen, können scharfe Spitzen entstehen, die tiefe Wunden in die Mund- und Backenschleimhaut stoßen. Wachsen die Zähne nach innen, klemmen sie die Zunge ein und das Tier kann nicht mehr kauen und trinken. Es verhungert buchstäblich vor vollem Napf.

Wenn die Kleinen sich ständig das Mäulchen putzen und im Maulbereich nass sind, sind meistens die Zähne nicht in Ordnung.

Auch hier muss sofort tierärztlich eingegriffen werden. Die Tiere erhalten eine lebensrettende Zahnbehandlung in Narkose.

Grünfutter, Kräuter, Gemüse und Obst

Zusätzlich zum Heu brauchen unsere kleinen Nager frisches Grün, sehr gut eignen sich Gras, Salate und Möhrengrün, ebenso Wild- und Küchenkräuter wie Klee und Petersilie.

Ergänzt wird das Grün mit frischem Gemüse und Obst: Karotte, Salatgurke, reife! Tomaten und Äpfel. (Keine Kirschen, Zwiebelgewächse, rohe Bohnen, auch Kohl kann gefährlich werden, da es zu gefährlichen Blähungen führt).

Kan. mit Nierensteinen

Grundsätzlich ist immer auf eine ausgewogene Mischung zu achten. Zu große Mengen von kalziumreichem Futter (Luzerne, Petersilie, Dill, Löwenzahn, Brokkoli, Fenchel) führen zu Harngries oder gar Harnsteinen, verlegen diese die Niere oder die feinen Harnleiter, so führt das unweigerlich zu Nierenversagen.

Bei Tieren mit Harnsteinveranlagung lassen Sie sich am besten zur Fütterung in der Praxis beraten.

Wird 1x/ Woche Paprika oder Hagebutte zugefüttert, ist auch der Bedarf an Vit C gedeckt.

Ist der Teller Ihrer Schützlinge so abwechslungsreich gefüllt, brauchen sie vom Fertigfutter nicht mehr als einen Eßlöffel / Tag zusätzlich.

Fertigfutter ist sehr kalorienreich und führt zur schnellen Sättigung mit Kauunlust, was fatale Auswirkungen auf die Verdauung und Gesundheit hat.

Ganz wichtig ist natürlich frisches Wasser, es muss täglich erneuert und die Trinkflasche auch täglich gründlich gereinigt werden, in Gegenden mit sehr kalziumreichen Trinkwasser, sollte auf stilles Wasser mit geringem Kalziumgehalt umgestellt werden, damit sich keine Harnsteine bilden können.

Am besten ist es, wenn Sie sich stets vor Augen führen, was Ihr Schützling in freier Natur frisst, da kommen Sie der artgerechten Ernährung sehr nah und entlarven so manche Futterpackung als ungeeignet.