Kaninchen mit Harngrieß (Urolithiasis)

Kaninchen leiden öfter an Konkrementen in den Harnorganen in Form von Harngrieß oder Blasen- oder Nierensteinen.
Leider erkranken unsere Kaninchen sehr leicht daran, weil sie einen speziellen Kalziumstoffwechsel besitzen:

  • Aus dem Darm wird nicht nur das Kalzium resorbiert, das der Körper benötigt, sondern auch überschüssiges ( mit der Nahrung zu viel aufgenommenes ) Kalzium wird mitresorbiert
  • Da Kalzium hauptsächlich über die Nieren ausgeschieden wird,
    lagern sich die kalziumhaltigen Konkremente in den Harnorganen ab und führen zu Beschwerden
  • Basische ph-Werte des Urins begünstigen das Ausfällen von Kalziumkristallen
    Besonders betroffen sind natürlich Kaninchen, die sehr viel kalziumreiche Nahrung zu sich nehmen und / oder nicht ausreichend viel trinken, bzw. Wasser aufnehmen, das einen hohen Kalziumgehalt hat.

Wie zeigt sich die Urolithiasis?

Unsere kleinen Kaninchen zeigen oft Symptome einer Blasenentzündung. Die Blasensteine oder auch nur der Harngrieß reizen durch Scheuern die empfindliche Blasenschleimhaut, so dass sich sekundär Bakterien festsetzen und sich tatsächlich eine Blasenentzündung entwickelt.
Das Tier lässt vermehrt Urin, ist in der Anogenitalregion wund, nass und verschmiert. Häufig ist zusätzlich das Allgemeinbefinden gestört, da die Entzündung sehr schmerzhaft sein kann. Wir beobachten aber nicht selten in der Praxis, das die kleinen Kerlchen trotz der Beschwerden gut fressen und putzmunter sind, einzige Auffälligkeit nur der stets nasse „Po“ ist.
Verstopfen der Grieß oder gar ein Stein die Harnröhre, so hat das kleine Kaninchen Harnabsatzbeschwerden. Die Blase ist prall gefüllt und hart. Dieser Zustand kann sehr schnell gefährlich werden, da über den Rückstau die Nieren dauerhaft geschädigt werden können, und eine irreversible Niereninsuffizienz sich entwickeln kann.
Ist die Harnröhre nicht vollständig verlegt und tröpfeln die Tiere ständig, so ist die Blase klein mit verdickten Blasenwänden, der Urin kann Blutbeimengungen enthalten oder gelb- grau schlammig verändert sein vom Harngrieß.
Harngrieß im Nierenbecken führt zu krampfartigen, hoch schmerzhaften Koliken.

Diagnostik

Bei Verdacht auf eine Konkrementerkrankung ist eine Röntgenaufnahme in 2 Ebenen anzufertigen, um die Steine oder den Grieß zu lokalisieren (Ultraschalluntersuchungen sind nicht immer vonnöten).

Blasensteine

 

Blase mit Harngrieß

 

Eine Blutuntersuchung (insbesondere Nierenwerte) – und Harnuntersuchung (bakterielle Besiedlung , Keimbestimmung und Antibiogramm) sind anzuschließen.

Therapie

Es ist eine Zystitistherapie in der Regel mit Antibiotikaversorgung nach Antibiogramm , Infusionen und Schmerzmitteln einzuleiten.
Sind die Konkremente klein, gehen sie via naturalis ab, bei großen Steinen muss natürlich ein chirurgischer Eingriff erfolgen.
Für die Infusionstherapie nehmen wir die kleinen Patienten stationär auf, da sie mehrmals täglich über einen Venenverweilkatheter mit Infusionslösung versorgt werden. Gleichzeitig regen wir die Diurese
(Harnproduktion) an, damit sehr viel Urin ausgespült wird.

Wichtig bei dieser Therapie ist, dass die Blase stets manuell entleert wird, damit der Grieß durch den Blasenhals und durch die Harnröhre ausgedrückt wird.

Eine Infusionstherapie ohne manuelle Blasenentleerung ist nur selten erfolgreich, da der Schlamm sich als schwerere Substanz auf dem Blasenboden absetzt und das Kaninchen von allein nur den klaren Überstand ausscheidet.
Natürlich wird auch das Futter umgestellt.
Kalziumhaltige Futtermittel wie Kohlrabiblätter, Broccoli, Luzerne und „Grünrollis“ sind zu reduzieren. Hingegen soll reichlich Wasser – möglichst stilles Wasser aus Flaschen- und Frischfutter mit hohem Flüssigkeitsgehalt angeboten werden , um die Harnproduktion zu fördern.
Täglich mehrmalige Gaben von Vitamin C sind sinnvoll, da sie den Harn ansäuern.

Cave

  • Bei der Ernährung darf der Kalziumbedarf keinesfalls unterschritten werden. Kalzium ist lebensnotwendig. Ein Mangel führt zur lebensbedrohlichen Osteodystrophie (Knochenerweichung), erste Anzeichen sind in einer Veränderung der Zahnqualität zu erkennen.
  • Bei weiblichen Tieren dürfen Flüssigkeitsabgänge (Blut, Schleim) aus der Gebärmutter nicht mit Urinveränderungen verwechselt werden. In solchen Fällen muss der kleine Patient an der Gebärmutter operiert werden.