Die medizinische Entwicklung hat in den letzten Jahren große Fortschritte gemacht. Davon profitieren auch unsere vierbeinigen Freunde. Nicht nur beim Menschen ist eine deutliche Zunahme des Alters festzustellen, auch in der Tiermedizin hat der Anteil der alten Patienten deutlich zugenommen. So können große Hunde durchaus 16 Jahre alt werden und die kleineren Rassen schaffen oft 17 – 18 Jahre
ohne zu leiden.
Das hat natürlich viel mit der Medizinischen Vorsorge zu tun. Wir sind heutzutage viel besser als früher in der Lage unsere alten Patienten zu unterstützen.
Wir werden oft gefragt: „Wie alt ist mein Hund in Menschenalter gerechnet?“
Früher sagte man pauschal, dass ein Hundejahr sieben Menschenjahre entspricht, aber das ist nicht so!
Untersuchungen haben ergeben, dass kleine Rassen statistisch älter werden als große Rassen, aber Mischlingshunde genauso alt werden wie Rassehunde, durchtrainierte Hunde länger leben, dicke Hunde früher sterben.
Grundsätzlich können wir sagen:
- das erste Hundejahr entspricht etwa 14 Menschenjahren
- fünf Hundejahre entsprechen 40 Menschenjahren
- zehn Hundejahre sind mit 65 Menschenjahren vergleichbar
Ein zehnjähriger, gesunder Hund ist aber in der Regel noch viel leistungsfähiger als ein 65-jähriger Mensch, dafür aber das
Altersstadium des Hundes im Vergleich zu uns nur relativ kurz .
Natürlich spielen beim Tier ebenso wie beim Menschen Erbfaktoren eine große Rolle für die Lebenserwartung, aber wesentlicher für die Lebensdauer sind die Haltungsbedingungen und die medizinische Fürsorge – Alter allein ist keine Erkrankung – und der Hund kann ebenso wie der Mensch fit und vor allem schmerzfrei durchs Alter gehen!
Altersabhängige Erkrankungen:
Mit zunehmendem Alter verändert sich der Körper.
- Magen und Darm arbeiten langsamer, Verdauungsprobleme treten auf, der Bedarf an Nährstoffen ändert sich.
- Nieren und Leber sind weniger belastbar und können erkranken (Leber- und Niereninsuffizienz),
- die Hormonversorgung des Körpers unterliegt Schwankungen und Stoffwechselkrankheiten können sich ausprägen (Diabetes mellitus, Schildrüsenunterfunktion)
- Die Herzleistung wird schwächer und es können sich Kreislaufprobleme entwickeln.
- Die Muskeln des Bewegungsapparates werden schlaffer, dadurch kommt es zu Verschleißerscheinungen an Gelenken und Wirbelsäule, die arthrotisch umgebaut werden. Arthrose, das wissen alle, führen zu Schmerzen.
- Hündinnen, die nicht kastriert sind, entwickeln im Alter leichter eine eitrige Gebärmutterentzündung, Rüden eine Prostatahyperplasie oder Prostatakrebs
- Außerdem sind ältere Hunde anfälliger für tumoröse Erkrankungen, wie z.B. Milztumor, Lungentumor, Hautkrebs, Brustkrebs….
- Die Zähne brauchen noch mehr Pflege: Zahnstein und Parodontose und Entzündungen der Maulhöhle nehmen zu
- Die Sinnesleistungen lassen nach, die Augen verlieren an Sehkraft, es tritt grauer Star auf
- der Hund wird schwerhörig, nur der Geruchssinn bleibt erstaunlich lange sehr gut erhalten
- Auch die Gedächtnisleistung lässt nach, der Hund wird „tüdeliger“, d.h., wir beobachten durchaus auch Demenzausfälle bei unseren vierbeinigen Freunden
Aber nicht alle Veränderungen und Abweichungen im Verhalten sollten aufs Alter geschoben werden
Jeder Hundebesitzer erkennt die Zeichen des Alterns bei seinem Gefährten. Die Augen sind trüb, um die Schnauze werden die Haare weiß, die Sprungkraft hat nachgelassen und Tollen und Toben gehört immer seltener zum Repertoire des kleinen Freundes, vielmehr sucht er lieber ein ruhiges Eckchen und auch seine Schlafperioden haben sich verlängert. Das ist normal.
Aber der alternde Hund braucht die vermehrte Aufmerksamkeit von Frauchen und Herrchen, denn nicht alle Veränderungen sind zwingend Altersanzeichen, sie können auch durchaus die ersten Anzeichen von gravierenden Erkrankungen sein.
Gerade bei den „ Alterserkrankungen „ sind die ersten Anzeichen der Erkrankung sehr langsam schleichend und können leicht übersehen werden.
Und hier heißt es: wehret den Anfängen.
Rechtzeitige gründliche Senioruntersuchungen sind eine wichtige Vorraussetzung altersbedingte Krankheiten frühzeitig zuerkennen.
Dazu gehören ab dem 7. Lebensjahr (bei kleineren Rassen ab dem 8. Lebensjahr) zusätzlich zur gründlichen Allgemeinuntersuchung:
- Regelmäßige ausführliche Blutkontrollen, vor allem zur Kontrolle der Nieren- und Leberfunktion
- Bestimmung der Schilddrüsenwerte
- Jährlicher Ultraschall des Bauchraums, um Veränderungen an den Organen zu erkennen ( Milz, Leber, Prostata )
- Bei gefährdeten Rassen auch eine jährliche Ultraschalluntersuchung des Herzens, insbesondere bei Hunden , die bei Aufregung stark hecheln und immer wieder „ anhüsteln “
- Blutdruckmessung
- Die Gangbildanalyse auf Schmerzen
Viele Altersbeschwerden sind behandelbar
All diese Untersuchungen helfen, die Alterserkrankungen frühzeitig zu entdecken, um sie dann erfolgversprechend zu behandeln.
So sind Herz – Kreislaufprobleme mit guten Herzmedikamenten zu beheben und auch der langsame Verlust der Filtrationskraft der Nieren kann verbessert werden.
Die Leber kann wie die Niere medikamentös und diätetisch unterstützt werden.
Kein Hund muß heute mehr an Schmerzen leiden, hier können wir die Hunde mit guten Schmerzmitteln, der Goldakupunktur oder Nadelakupunktur behandeln. Schmerzen im Alter sind überflüssig!
Dem Muskelabbau kann mit gezielter Physiotherapie und aufbauenden Medikamenten entgegengearbeitet werden.
Rechtzeitig erkannte Tumore können operiert werden.
Dies ist nur ein kleiner Ausschnitt unserer tierärztlichen Möglichkeiten, dass der ältere Hund trotz körperlicher Einschränkungen seine letzte Lebensphase bei hoher Lebensqualität verbringt.
Erst wenn wir wissen, wie fit Ihr Hund noch ist und in welcher Form sich seine Schwächen bemerkbar machen, können wir ihm helfen, sein Leben zu erleichtern.
Auch Sie können ihm täglich helfen, sei es durch Zeichengebung oder eine Trillerpfeife bei Hörschwäche, eine Einstieghilfe ins Auto bei Arthrose, Anleinen im Dunkeln bei Sehschwäche oder ein dem Alter angepasstes Seniorfutter.
Am allerwichtigsten bleibt aber die Bewegung an der frischen Luft- mäßig, aber regelmäßig und Ihre Aufmerksamkeit und Ihre Fürsorge, wozu auch unsere medizinische Unterstützung zählt.
Siehe auch: Neues zum Seniorcheck beim Hund